SCHLOSS BRANDENSTEIN
Schlossbau und Theatrum
Der Thüringische Landvogt Heinrich v. Brandenstein ließ um 1490 das Schloß als modernes Mehrfamilienhaus auf alten Mauern und Burgkeller neu errichten und mit acht symetrisch angeordneten Appartements ausstatten. Mittelachsig dazwischen befand sich in jeder Etage ein Gesellschaftssaal.
Das Bild des massigen Schlossbaues prägt äußerlich der Mittelrisalit mit Turmaufbau und Welscher Haube.
Bauzeitlich war dieser ab der Traufkante fachwerksichtig und leuchtete weit ins Land.
Es war damals der erste Bau dieser Art nördlich der Alpen. Auch die noch vorhandenen originalen Rundfenster im Erdgeschoß sind einmalig in einem Schlossbau in Thüringen und verweisen auf die italienische Baukunst. Diese Bauform öffnete das Haus nur wenig. Zum Schutz dienten zusätzlich Gitter und Innenläden.
Damals hochmodern waren Hinterladerkachelöfen und Innentoiletten.
Zwei Öfen haben nach Auslagerung in der Kirche von Krölpa überlebt. Das Erdgeschoß beherbergte die Schlossküche, Dürnitzstube und Wirtschaftsräume.
Christoph Adam von Breitenbauch ließ, die Vorburg, nach der Zerstörung im 30 jährigen Krieg, als Gutshof neu errrichten. Zur Materialgewinnung wurde die Burg der Herren von Stein auf dem Kochsberg bei Pößneck geschliffen.
Zum Schloß gehörten Gesindehäuser, Schmiede, Schweizerei und ein Wirtschaftsgarten links und rechts der Zufahrtsstrasse. Gärtnerhaus, Remise und Lustpavillion befanden sich auf dem Schloßberg. Dessen Rundmauer wird heute noch genutzt. Am westlichen Fuß des langen Berges stehen noch Reste eines Wirtschaftshofes mit schönen Gartenmauern.
Zwischen 1698 und 1703 wurde bemerkenswerte Raumkunst in das Schloß eingebaut.
Betrat man das Schloß durch die wappenbekrönte Eingangstür stand der Besucher überraschend in einem großzügigen Vestibül mit Schieferplattenboden, zwei Kaminen, prächtiger Stuckdecke.
Rückwärtig befand sich das hohe eichene Treppenhaus mit Rundbalustern, Schnitzwerk und Rundbogenvertäfelung. Gestaltet und ausgemalt war das Vestibül mit Symbolik auf Stuckspiegeln und französischen Sinnsprüchen über den Türen.
In der ersten Etage sind bis heute noch Räume mit barockem Deckenstuck und Wandbemalung erhalten. Deutlich erkennbar ist die Handschrift der wohl italienischen Stuckateure, die um 1700 die Neugestaltung von Schloss Brandenstein und der Kirchen von Oppurg und Neunhofen ausführten.
Der Gesellschaftssaal in der 2. Etage war mit Gobelins und Fußbodeneinlagen ausgestattet. Die Gobelins zeigten die Schlösser Ranis und Brandenstein hinter biblischen Begebenheiten. Im Deckengemälde des Raumes sah man Justitia im Breitenbauchschen Götterhimmel thronen. Zu ihren Füßen Embleme der Künste und Wissenschaften.
Reich verzierte Rundmedaillons mit schwebenden Jahreszeitenputten schmückten die Zimmerdecken. Daneben befand sich bis in die siebziger Jahre ein Tapetenkabinet. Bis 1947 war noch ein gotischer Altar, eine Ahnengalerie und teils edles Mobiliar vorhanden.
Diverse Raumkunst und die profilierten Fenstergewände aus Sandstein gingen schon bei einer Renovierung um 1900 verloren, vieles mehr in der DDR-Zeit.
Seit 2000 erfährt der Schloßbau und sein Umfeld wieder einen würdevollen Umgang, bestehend aus Restaurierung, Rekonstruktion und Neuschöpfung der gesamten Schloßanlage. (ohne Fördermittel)
Barocktheater
Barocktheater
Das Theatrum auf Schloss Brandenstein
Aus Italien kommend, avancierten im 17.Jh. das Schauspiel und die Oper zum gesellschaftlichen Höhepunkt. Das Welttheater kam in Mode. Im Barockzeitalter standen Genuss und Lebenslust konträr zu den schwierigen politischen und kriegerischen Auseinandersetzungen jener Zeit. Denkbar ist, daß sich der Landrat, Kriegskommissar und kursächsischer Kammerherr, Christoph Adam von Breitenbauch, beeinflusst durch viele Aufenthalte an den Höfen Europas, in Diensten von August dem Starken und Herzog Moritz von Sachsen Zeitz, einen Theatersaal in sein neu gestaltetes Schloss wünschte.
Der Einbau erfolgte zwischen 1698 und 1703. Der Saal besaß eine prächtige Stuckdecke. Die Decke wurde wohl schon bei einer Renovierung im 19. Jh. abgeschlichtet.
Die Originale Bühne mit Proszenium blieb wundersam bis heute erhalten.
Durch eine Wandöffnung und den Einbau zweier konisch gesetzter Blockbohlenwände entstanden damals zwei gegenüberliegende Kabinen mit fünf Türen von denen sich zwei zum Zuschauerraum, zwei zur Bühne und eine in den Nachbarraum öffnet.
Als Amtmann hatte Christoph Adam sicher eine große Gästeliste und brauchte Unterhaltung. Leider können wir ihn nicht mehr fragen.
Die letzten Besitzer vor 1945 und Nachfahren Cristoph Adams, bezeichnen und kennen diesen Raum noch als Theaterstube.
Denkbar ist auch die Umnutzung eines ehemaligen Alkovens zur späteren Theaterbühne mit einem Zuschauerraum von ca. 50 Sitzplätzen.
In einer Schrift von Georg Voss um 1900 lesen wir über diesen Raum auf Schloß Brandenstein:
„Einer der merkwürdigsten Räume, die man auf einer deutschen Burg antreffen kann, ist der ganz eigentümlich angelegte Theatersaal. Die Bühne und die beiden daran angrenzenden Garderoben für die Schauspieler, das gewölbte Proszenium mit schwebenden Genien – alles vortrefflich erhalten“.
In den ovalen Supraporten über den Türen sah man Herrn und Frau Landrat von Breitenbauch auf Ölgemälden. An der Wand hing ein prächtiger Epitaph mit dem Bildnis Christoph Adams als Kriegskommissar und Landrat. (heute im Museum Burg Ranis)
Erhalten ist ein Bühnenbild mit Spinett aus dem Biedermeier. Fantasievoll kann man sich ein Bühnenspiel im Rahmen einer Gesellschaft vorstellen.
Die Markgrafentochter Georgine Wilhelmine von Brandenburg-Bayreuth soll hier ab 1730 mit 10 jungen Mädchen einen kleinen Hofstaat gehalten haben. Das sie das Schauspiel liebten ist anzunehmen. Überliefert ist, daß der beliebteste deutsche Balladendichter Börris von Münchhausen bei seiner Schwester auf Brandenstein Lesungen gab.
Anfang der 70er-Jahre spielten auf dieser kleinen Bühne u.a. die DDR- Bands City und Karat. Durch die Nutzung als Gesellschaftssaal der Jugendherberge blieb das Theatrum erhalten.
Das kleine Brandensteiner Haustheater aus der Zeit um 1700 war weder opulent wie ein Residenztheater noch besaß es eine ausgefeilte Bühnentechnik und doch zeigt es bis heute eine fast bäuerlich barocke Liebenswürdigkeit.
Es gehört zu den ältesten noch erhaltenen Einrichtungen dieser Art in Deutschland.
Ein solches Kleinod in unserer Kulturlandschaft zu erhalten ist unser Ziel.
Wer Lust am Spiel hat melde sich. Es ist bespielbar.
Hochfürstlicher Kriegscommissarius, Kammerherr und Landrat
Christoph Adam von Breitenbauch
auf Brandenstein (1662-1708)
Schöpfer des Theatersaales